Zeitleiste kollektiver Aktionen
Am 19. Februar 2020 wurden in Hanau, Deutschland, neun Menschen bei einem rassistischen Terroranschlag ermordet. Vor und während des Anschlags sowie in den Tagen, Wochen und Monaten danach ließen staatliche Behörden die Überlebenden und die Familien der Opfer wiederholt im Stich.
Diese Zeitleiste erzählt die Geschichte des beinah dreijährigen Kampfes der Familien der Opfer, der Überlebenden des Anschlags sowie ihrer Verbündeten und Unterstützer*innen in der Initiative 19. Februar Hanau und darüber hinaus – ein Kampf um Erinnerung, Aufklärung, Gerechtigkeit und Konsequenzen.
Wenn ein Verbrechen begangen wird, sichert die Polizei in der Regel den Tatort und leitet die Ermittlungen. Das ist der Prozess staatlicher Forensik. Doch wenn staatliche Behörden oder die Polizei direkt in eine Straftat verwickelt sind oder diese nicht verhindern konnten oder wollten, wird dieser Prozess unterbrochen, ohne dass es Gerechtigkeit für die Opfer gibt.
In solchen Fällen ist es notwendig, dass die Zivilgesellschaft »die Kontrolle über die Beweismittel übernimmt«, unabhängige Ermittlungen durchführt und mit eigenen Ressourcen und nach eigenen Möglichkeiten öffentlichen Druck ausübt. Diese Zeittafel zeigt, wie die Angehörigen und die Initiative 19. Februar Hanau mit unterschiedlichen Partnern zusammenarbeiten, um ihre Forderungen in verschiedenen Foren zur Geltung zu bringen: in rechtlichen, politischen und kulturellen Räumen, in der Zivilgesellschaft und in den Medien.
Diese Antwort der Zivilgesellschaft – zu der auch diese Ausstellung gehört – ist ein offener, niemals abge-schlossener, sondern sich stetig entwickelnder Prozess. Die Ausstellung hat das Ziel, neue Öffentlichkeiten mit den realen Erfahrungen, dem verkörperten Wissen, dem Engagement und der Beharrlichkeit der Betroffenen rassistischer Gewalt ins Gespräch zu bringen. Den Betroffenen und ihren Unterstützer*innen in ihren Ermittlungen innovative Untersuchungsmethoden an die Hand zu geben, bezeichnen wir als »Gegen-Forensik«.